Gründungsstory III: Smartphone Shopping
Clemens war so hilfsbereit und hatte in weiser Voraussicht die letzten beiden Tage seines Tansania-Aufenthalts dafür eingeplant, Stoffe zu kaufen. Leider hatte keine meiner anderen Initiativen eine Bezugsquelle zu finden zu irgendeinem Ergebnis geführt, so blieb mir nichts anderes übrig als die Stoffe erst mal von tansanischen Kleinhändlern zu kaufen. Aufgrund der „geringen“ Menge, die ich importieren wollte, erschien mir das aber eh als die bessere Lösung. Ich brauchte ja erst überschaubare Menge an Stoffen, um den Markt zu testen.
So machte sich Clemens eines Tages auf, in der brütenden Mittagshitze von Dar es Salaam, einen Kleinhändler auf dem Kariako zu finden, dem Markt im Stadtkern der Metropole. Bewaffnet mit seinem Smartphone klapperte er reihenweise Marktstände, kleine Läden und improvisierte Verkaufsbuden ab, ließ sich verschiedene Stoffe zeigen, verhandelte und schickte via Whatsapp Fotos nach Deutschland. Hier saß ich an meinem Schreibtisch, aufgeregt wie ein kleines Kind vor seinem Geburtstag und kommentierte die Bilder, fragte nach und gab einige genauere Anweisungen, was ich suchte. Schließlich fand Clemens einen Laden, der genau die Stoffe führte, die ich suchte. Insgesamt waren es drei verschiedene Arten von afrikanischen Wax Prints, die der kleine Stoffladen am Rande des größten Marktes der Stadt anbot.
Herkunft der Stoffe
Woher die Stoffe kamen, fragte ich, um auszuschließen, dass wir es hier mit asiatischen Fälschungen zu tun hatten. Die beiden günstigeren Varianten würden in der Fabrik gegenüber auf der anderen Straßenseite produziert, erklärte der Verkäufer Clemens, der sofort auf die Straße ging und ein Foto von der Fabrik schoss. Die Chinesen hatten offensichtlich auch hier schon ihre Finger im Spiel, aber zumindest stand diese Fabrik in Afrika und so würde ein Teil der Einnahmen und die Arbeitsplätze im Land bleiben. Die „Super Deluxe Wax Prints“ (Foto 3) hingegen seien aus einer Produktion an der Elfenbeinküste, versicherte der Verkäufer.
Ich hatte im Vorfeld viel darüber gelesen, dass die Elfenbeinküste ein großer Produktionsstandort war. Doch ich wollte die Herkunft überprüfen und bat Clemens mir den Namen der Produktionsfirma zu nennen, um ihn zu googlen. Zumeist tragen die Stoffe einen Aufkleber, der neben einigen anderen Angaben auch den Namen der Produktionsfirma führt. Doch Fehlanzeige. Die Aufkleber waren zwar vorhanden, doch ohne die Angabe der Produktionsfirma. Clemens fragte nochmal, woher die Stoffe kamen. Elfenbeinküste, erwiderte der Verkäufer erneut. Es waren bereits Stunden verstrichen und Clemens wies mich darauf hin, dass er nicht mehr all zu viel Zeit hatte und wir langsam eine Entscheidung treffen mussten. Schließlich würde er die Stoffe noch durch die halbe Stadt tragen müssen und das während der Rush-Hour in Dar, was gerne zusätzliche ein bis zwei Stunden kosten konnte.
Kaufentscheidung
Ich dachte kurz nach und wägte ab: Clemens hatte nicht mehr viel Zeit, also musste zeitnah eine Entscheidung her. Die meisten Stoffe aus dem Laden stammten aus der Produktionsfirma gegenüber und der Verkäufer versicherte uns, dass auch der Rest afrikanischer Herkunft war. Zudem waren dies die schönsten afrikanischen Stoffe, die wir über den Tag hinweg finden konnten. Was wollte ich eigentlich mehr?
So bat ich Clemens ca. 50 Stück à 6 Yard zu kaufen. Der Verkäufer im Laden strahlte über beide Ohren, schließlich hatte er einen ziemlich guten Preis verhandelt und wir waren im Begriff, ihm den halben Laden leer zu kaufen. Für ihn muss es besser als Weihnachten gewesen sein, denn nicht alle Tage kam irgendein Musungo (Fremder auf Swahili) herein spaziert, tippt auf seinem Handy rum, fragt ein paar Fragen, verhandelt kurz und kauft darauf 300 Meter Stoff.
To be continued….