Von Stoff zu Wasser – zwei Initiativen, eine Verbindung: Ghana
Wir haben Theresia Kneschke, die Initiatorin des Waisenhauses Tamale e.V., um einen Gastbeitrag für unseren Blog gebeten. Das Waisenhaus konnten wir bereits mit 400 Euro aus den gesammelten Spenden des SocialSur+ unterstützen. Fünf Fragen haben wir Theresia als Orientierung gegeben, entstanden ist dieser tolle Beitrag.
Entstehung: Aus einer Idee wurde eine Lebensaufgabe!
6 Monate Leben und Arbeiten im Waisenhaus haben mein Leben verändert. Ich, in Ghana nennen sie mich Theresa, beschloss nach dem Abitur 2009 in das ferne Afrika zu reisen. Doch nur reisen und nichts tun, das kam für mich nicht in Frage. Deshalb suchte ich mir eine Organisation, wurde zu einem Projekt vermittelt und ehe ich mich versah, saß ich in meinem 14m² Zimmer, links der Jungen-, rechts der Mädchenschlafsaal, Küche, Wohnzimmer – mein neues zu Hause. Und das ist es auch geworden. Die 18 Kinder nahmen mich in ihre Mitte auf, ließen mich bei Ihren Hausaufgaben helfen, die Wäsche waschen, von der Schule abholen und auch ab und an Windeln wechseln.
Zurück in Deutschland, blieb mein Herz in Ghana – daraus entstand der Verein Waisenhaus Tamale. Eins war klar – wir mussten helfen. Seitdem sammeln wir in Deutschland Spenden und setzen sie für größere Projekte ein. Das bisher Größte war der Hausbau, ein Eigenheim für unsere 18 Kinder und damit nie wieder steigende Mietkosten. Als nächstes spendeten wir einen Schulbus und aktuell wird eine Wasserleitung gebaut. Für diese Wasserleitung inserierten wir ein Projekt bei Betterplace.org und True Fabrics wurde auf uns aufmerksam. Im Dezember 2015 hatten wir das Geld zusammen und durften bei unserem Besuch über Weihnachten in Ghana die erste Baubegehung persönlich vornehmen. Mittlerweile wurden von den Spenden, unter anderem von der Spende von True Fabrics, die Grabungsarbeiten für die Wasserleitung bezahlt. Als nächstes werden die Rohre verlegt und bald kann das Wasser fließen.
Wie soll es weitergehen?
Ein Dach über dem Kopf, Strom und fließend Wasser sowie Schulbildung stehen bei uns auf dem Radar. Fließendes Wasser ist unsere aktuelle Aufgabe. Die Schulbildung ist ebenfalls gesichert, noch!
Die Kinder werden älter und nach der Grund-Bildung sollte bestenfalls eine Ausbildung oder ein Studium folgen, damit für alle Kinder eine gute Zukunft gesichert ist. Der größte, Francis (21 Jahre), ist bereits in der Oberstufe und hat einen eigenen Sponsor gefunden. Dieses Konzept wollen wir in Zukunft auch für die anderen Kinder strategisch verfolgen. In regelmäßigen Abständen setzen wir uns zusammen und kommunizieren mit unseren ghanaischen Freunden vor Ort, welche wichtigen Projekte folgen können und wofür wir effektiv unsere Spenden einsetzen.
6 Jahre Höhen und Tiefen – was lief gut, was lief schief?
Ein Tipp für jeden Deutschen, der sich in Ghana engagiert – die „Rechne alles mal 3“-Regel.
Werte wie Pünktlichkeit oder Verlässlichkeit sind eher Fremdworte für die Ghanaer. In der Regel ist eine Reparatur, die in einer Woche fertig sein sollte, in 3 Wochen fertig und genauso ist es mit Dachdecken, Fliesen legen, Grabungen vornehmen oder Fotos der Fortschritte senden. Dann vor Ort, wird einem allerdings alles klar – Stromausfälle, starke Regenfälle, schlechte Straßen, Todesfälle in der Familie, Autounfälle, Krankheiten! Kein Wunder, das nicht alles immer so einfach ist, wie man sich das von Deutschland aus vorstellt. Deshalb wird man nach 6 Jahren Arbeit auch etwas gelassener.
Im Großen und Ganzen überwiegen aber die positiven Erlebnisse. Wir sind immer wieder begeistert über das große Interesse und Engagement in Deutschland – ganze Schulklassen, Autohäuser, Privatpersonen, Nachbarn, Freunde – alle ziehen an einem Strang, um diese Kinder, die die meisten ja gar nicht persönlich kennen, zu unterstützen! Ich kenne diese Kinder persönlich und zähle sie zu meiner Familie. Alle zwei Jahre fahre ich privat nach Tamale, in das Waisenhaus, um die Kinder zu besuchen und unsere Fortschritte mit eigenen Augen zu sehen! 2 Jahre Spenden sammeln, Emails schreiben, Facebook-Artikel verfassen, auf Weihnachtsmärkten in der Kälte frieren, Rechenschaft vor dem Finanzamt ablegen, viel administrative Arbeit – all das ist in 1 Sekunde verflogen – in der Sekunde, in der ich ghanaischen Boden betrete und die Kinder mich empfangen. Wahnsinn – eine Lebensfreude, die sie ausstrahlen – das größte Glück für mich persönlich!
Frage: Eine bessere Welt, wie sieht das aus?
In einer besseren Welt gibt es kein einziges hungerndes Kind mehr! Dass jemand mehr oder weniger Geld hat, vom Feldanbau lebt oder Immobilienmarkt, das spielt weniger eine Rolle – glücklich kann man trotzdem sein. Allerdings sollte jeder das Recht auf Gesundheit, Nahrung, eine Grundbildung und ein Leben ohne Krieg haben und leben dürfen! Um diesem Ziel näher zu kommen, gibt es Menschen wie Colin und Magdalena von True Fabrics, die die Dinge in die Hand nehmen und verändern wollen. Es sollte viel mehr davon geben!
Also, macht mit: in der Nachbarschaft helfen, Kleider spenden, in der Suppenküche unterstützen, aus afrikanischen Stoffen Taschen nähen oder einfach nur einmal mehr die 5 Minuten zum Supermarkt laufen anstatt Auto fahren. Jeder hat die Chance, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen! Go for it!